Montag, 27. Mai 2013

Der Held, der Hund und die Cobra

Ich will ganz ehrlich sein: Stünde mein jugendliches Ich mir heute gegenüber, es wäre entsetzt. Warum? Nun, sagen wir so: Als ich 16 war, verspürte ich anders als viele meiner Altersgenossen eine gesunde Verachtung gegenüber Themen wie gesunde Ernährung, ausreichende Bewegung und Entspannungstechniken. Mein Credo damals war: Bloß nicht diese müsli-fressenden Alternativen, die ohne Schuhe, aber mit Gitarre durch die Freiburger Innenstadt laufen! Wirklich grundlegend hat sich diese Einstellung in den letzten zehn Jahren auch nicht geändert, ich bin da nur weniger radikal geworden (die Weisheit des Alters ;-)). Ich trage auch heute noch grundsätzlich Schuhe, sobald ich meine Wohnung verlasse. Aber ich habe zum Beispiel einen Kurs zu autogenem Training an der Volkshochschule besucht (den ich mir auch hätte sparen können, aber das ist eine andere Geschichte..), und am Samstag habe ich das Unfassbare getan: Ich habe in meinem Fitness-Studio einen Yoga-Kurs besucht.

Man muss natürlich auch zugeben, dass das Bild von Yoga an sich sich in den letzten zehn Jahren auch gewandelt hat. War es damals noch eine Beschäftigung eben dieser langhaarigen Öko-Hippies, findet man ja heute kaum noch eine Frau, die noch nie einen Kurs oder eine Stunde besucht hätte. Und da ich in den letzten Wochen als Ergänzung zum Laufen noch etwas ausprobieren wollte, mit dem ich auch meine Dehnbarkeit verbessern kann, habe ich mich vergangenen Samstag eben mal in die Yoga-Stunde meines Fitness-Studios gewagt. Und wurde überrascht.

Meine erste Erkenntnis: Ich habe verdammt viele Vorurteile. (Okay, so extrem neu war diese Erkenntnis nicht.)

Meine zweite Erkenntnis: Einige davon sind auch berechtigt. 
Die Yoga-Stunde wurde glücklicherweise NICHT nur von langhaarigen Öko-Hippies besucht. Es war eine bunte Mischung aus jung und nicht mehr ganz so jung, gestylt und natürlich. Also eine ganz angenehme Gruppe. Trotzdem war es für mich doch sehr ungewohnt, erst mal 10 Minuten nur dazusitzen, an die vergangene Woche zu denken und auf meinen Atem zu achten. Und ich bin es auch nicht gewohnt, mich bei mir selbst dafür zu bedanken, dass ich mir Zeit genommen habe. Klingt für mich ein wenig nach den ersten Anzeichen einer Persönlichkeitsstörung, aber gut – damit habe ich ja sonst auch keine Probleme ;-)

Meine dritte Erkenntnis: Yoga kann verdammt anstrengend sein.
Zuerst hatte ich ja nur Bedenken gehabt, dass ich vielleicht einfach zu eingerostet sein könnte, um mithalten zu können – diese Befürchtung hat sich nicht bestätigt. Dass ich aber nach 15 Minuten ganz schön ins Schwitzen kommen würde, hatte ich nicht erwartet. Wow. Ich hätte niemals gedacht, dass so „einfache“ Bewegungsabläufe so anstrengend sein könnten. Erstaunlicherweise fand ich das aber ganz schön motivierend, also turnte ich mich munter vom Hund in die Cobra in den Held, bis dann der anstrengende Teil vorbei war und die Dehnübungen anfingen.

Meine vierte Erkenntnis: Yoga macht mir Spaß.
Zumindest die Form, wie sie in meinem Fitness-Studio angeboten wird. Mag sein, dass dahinter eine ganze Lebensphilosophie steht – ich gebe aber ganz offen zu, dass die mich nicht interessiert. Zumindest hier wäre mein jugendliches Ich beruhigt.

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